Alte Trauerbräuche und ihre Ursprünge

Alte Volksbräuche, die sich durch eine Mischung aus volkstümlichen, christlichen und abergläubischen Traditionen zusammensetzen.

 

Alte Bräuche

Kurz nach Eintritt des Todes wird ein Fenster geöffnet, damit die Seele hinausfliegen kann. Danach werden die Augen und der Mund des Verstorbenen geschlossen und das Gesicht bedeckt, damit der Tote Ruhe findet und niemanden nachholt.

Die Leiche wird aufgebahrt, gewaschen, gekleidet, geschmückt und bewacht. Die Totenwache ist vermutlich durch den Glauben entstanden, in einem Sterbehaus nicht schlafen zu dürfen, weil man sonst nachstirbt, oder aus dem Gefühl heraus, den Toten vor drohenden Gefahren wie Dämonen und Teufeln „bewachen“ zu müssen. Geweihte Kerzen werden neben dem Leichnam aufgestellt, die nicht verlöschen dürfen, solange der Tote im Haus ist.

Alle Spiegel sollen verhängt oder umgedreht werden. Wenn eine Leiche sich spiegelt, folgt ein weiterer Todesfall, wird gesagt, oder der Tote erscheint als Geist. Alle Uhren werden angehalten, weil der Tote das Zeitliche verlassen hat. Er soll seine Ruhe finden. Alle im Haus müssen geweckt werden, auch die Tiere. Die Blumenstöcke werden aus dem Sterbezimmer entfernt und die Möbel gerückt. Dies wurde früher mit Todansagen verbunden. So wurden nicht nur die Nachbarn von dem Todesfall in Kenntnis gesetzt, sondern auch das Vieh, die Pflanzen und die Gegenstände.

Alles Wasser soll ausgegossen werden, weil die Seele durch das Wasser geht. Und auch das Feuer soll gelöscht werden. Alle notwendigen Arbeiten sollen unterlassen werden. Niemand soll waschen, spinnen oder Brot backen.


Das nötige Essen bringen die Nachbarn ins Trauerhaus. Nach dem Hinaustragen der Leiche werden alle Möbel umgestürzt, die Türen und Fenster wieder verschlossen und das Haus gereinigt.

Am Grab

Früher waren Gräber Kultstätten, auf denen den Toten Opfer gebracht wurden: Grabbeigaben wie Briefe, Blumen, geweihte Gegenstände, eine Münze und Dinge, die mit der Leiche in Berührung gekommen sind. Bis zum Dreißigsten eines Monates lässt man die ganze Nacht ein Armeseelenlicht brennen.

Beim Zuschütten des Grabes müssen sich alle Angehörigen beteiligen. Davon rührt heute noch die Handvoll Erde her. Später gab es dann den Glauben, dass bald jemand aus der Familie stirbt, wenn Angehörige beim Zuwerfen des Grabes anwesend sind. Die Besprengung des Grabes mit Weihwasser, das Aufstellen von Grabkreuzen und das Glockenläuten sollen die Ruhe des Toten sichern und verhindern, dass er wiederkommt.

Die Gemeinschaft der Lebenden

Das gemeinsame Essen nach der Beerdigung ist die Bekräftigung der Gemeinschaft der Lebenden und gleichzeitig ein Abschiedsfest für den Toten. In ganz alten Bräuchen fand das Mahl direkt am Grab statt. Vor dem Essen, das sehr üppig sein und mehrere Tage dauern soll, wäscht sich jeder die Hände. Für den Toten bleibt ein Platz frei.


In Polnisch-Oberschlesien kam es noch Ende der 1950er Jahre vor, dass sich die Hinterbliebenen auf den frisch aufgeschütteten Grabhügel setzten, Brot und Käse aßen, aus einer Flasche einen Umtrunk hielten und dabei religiöse Lieder sangen.

Trauerbräuche

Am Abend vor der Beerdigung wird das Totenhemd genäht. Jeder aus der Familie soll einen Stich machen. Ehe der Sarg geschlossen wird, treten alle zu dem Toten, geben ihm die Hand und bitten ihn um Verzeihung. Die jüngsten Verwandten fangen mit dem Abschiednehmen an. Die Trauerzeit, in der schwarze Kleidung und kein Schmuck getragen wird, beträgt gewöhnlich ein Jahr für die nächsten Angehörigen.

Es heißt, man stört die Toten, wenn man zu viel von ihnen spricht oder zu viel an sie denkt. Redet man von ihnen, sollte man ein „Gott hab ihn selig“ aussprechen. Redet man Böses über sie, könnten sie sich rächen. Alt und weit verbreitet ist das Verbot, den Toten zu sehr zu beklagen und zu beweinen. Ein Zuviel sei schädlich. Man könnte den Toten zurückrufen oder festhalten. Besonders einem toten Kind sollten die Eltern nicht nachweinen. Es findet keine Ruhe und muss die Tränen im Jenseits trinken. Darauf beruht das Sagenmotiv vom nassen Totenhemdchen oder dem Tränenkrug.

Die Totenklage

Dazu im Widerspruch steht der Brauch der Totenklage, der besagt, dass es den Toten tröstet, zu sehen, wie sehr er geliebt wurde. Deshalb soll man laut klagen, sich die Kleider zerreißen und die Haare raufen. Hierher gehört die Tradition der Klageweiber.

(Auszug aus: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens von Hanns Bächthold-Stäubli)

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